Kunst am Bau
Foto-Mobile zur Förderung integrativen Denkens

Roland Böhringer, Mitbegründer des Westerwälder Bildungsvereins Palette M und des Template Netzwerks Deutschland (www.template-netzwerk.de), beschäftigt sich beruflich mit der Frage, wie man im kulturellen, sozialen und zwischenmenschlichen Bereich zu neuen Templates, d.h. neuen Methoden, Mustern oder Rahmenbedingungen kommen kann, die auf die heutige Zeit und die sich rapide ändernden Anforderungen zugeschnitten sind. Er war viele Jahre als Photodesigner selbstständig tätig, nachdem er als Teil seiner fotografischen Ausbildung bei Prof. Arno Jansen an der FH Köln künstlerische Fotografie studiert hatte. Sein Entwurf eines Kunstwerks für eine neu erbaute Grundschule in Raubach im Westerwald fand seitens der Gemeindeverwaltung von Puderbach große Zustimmung und konnte so realisiert werden.
Künstlerische Gestaltung entspringt einem Grundbedürfnis nach Schönheit, Harmonie, Wert und Sinn. Kunst will anregen, hinterfragen, Ästhetik vermitteln und Impulse setzen. Wie kann man diese Vorstellungen in ein Kunstwerk für eine Grundschule einfließen lassen? Was für ein Objekt könnte man schaffen, das zeitgemäß und modern ist, und das eine klare Botschaft an Kinder vermittelt? Welche Nachricht wäre sinnvoll? Welche regionalen Anforderungen gibt es zu berücksichtigen? Wie könnte man etwas gestalten, das auch in mehreren Jahren für Kinder und Lehrer noch interessant und attraktiv ist, und das möglichst viele Sinne anspricht? Etwas, das vielleicht auch Themen oder Fragen in den Raum stellt, die dann mit Hilfe der Lehrkräfte und Kinder besprochen werden können?
So entstand die Idee zu einem ungewöhnlichen Mobile, bestehend aus 24 großformatigen Fotos, das bei Kindern integratives Denken durch visuelle Anregung unterstützen soll:
- Das Objekt hängt an der Decke über dem Eingang der Schule und kann vom ersten Stockwerk aus betrachtet werden. Die Lehrer können dort bequem ihre Schüler versammeln und gemeinsam die Bilder betrachten. Das Mobile besteht aus sieben sich nach dem Zufallsprinzip drehenden „Fotoprismen“, 3 Seiten und eine Unterseite, die durch einen kleinen Motor bewegt werden. Die Größe der einzelnen Bilder beträgt ca. 60 x 90 cm.
- Das Mobile will durch fotografische Impressionen die nähere Heimat (Mensch, Landschaft, Flora) mit Bildern aus Rheinland-Pfalz, Deutschland und Europa verbinden. Die Kinder sollen so an integratives Denken herangeführt werden, das Miteinander anstatt ein Gegeneinander fördert.
- Durch die rotierenden Bildflächen hat das Mobile sowohl entspannende als auch anregende Wirkung im Schulalltag. Es sind immer wieder unterschiedliche Bildkonfigurationen zu sehen.
- Durch die Mischung aus Nah- und Fernaufnahmen, dezenten und knalligen Farben soll das Objekt auch bei öfterem Betrachten seine Attraktivität bewahren.
- Es ist möglich, gelegentlich Bilder auszutauschen, so dass das Objekt auch in vielen Jahren noch interessant und aktuell ist.
- Es besteht die Möglichkeit, schulisch interessante Themen in Form von Fotos in das Mobile einzubeziehen, z.B. historische Personen, Fotos zum Fremdsprachenunterricht etc.
- Schüler und Lehrer sind zum aktiven Gestalten eingeladen, nebenbei gewinnt der Eingang der Schule einen schönen Blickpunkt.
Zu den Fotos

Das Mobile zeigt neben Motiven aus der näheren Umgebung, die von den Kindern leicht wieder erkannt werden können, auch eine Luftaufnahme der Schule. Da die Schule sich nahe dem geografischen Mittelpunkt der Europäischen Union, Kleinmaischeid, befindet, sind auch einige Kinder mit einer europäischen Flagge zu sehen. Fotos eines türkischen und eines mennonitischen Mädchens unterstützen das integrative Denken und sprechen auch ausländische Kinder an, die die Schule besuchen. Dazu kommen Tiere, Blumen und Fotos, die die Alpen zeigen und den Reichstag in Berlin sowie einen Doppeldeckerbus aus London, da die Kinder auch Englisch lernen. Zum Schluss durfte auch ein Bild unserer Erde, vom Weltraum aus gesehen, nicht fehlen, zur genaueren „Standortbestimmung“.
Grundidee des Mobiles
Die Grundidee des Mobiles ist es, integratives Denken im menschlichen Miteinander frühzeitig anzuregen, auf der Reise der Entwicklung und Wahrnehmung von der „kleinen Welt“ in die „große Welt“. Das Mobile will verbinden zwischen Land und Leuten, Flora und Fauna, jung und alt, Erde und Universum.
Die erste Resonanz auf das Kunstwerk ist rundum positiv. Vielleicht springt das Funke ja über, und die Grundidee (Template) findet an anderen Plätzen Nachahmung?